Mitvollziehen statt Wollen
Menschen verfehlen ihr Ziel, weil sie zu sehr zielen
Der Mensch plant und das Universum lacht. So wies mich ein Freund auf die Nutzlosigkeit meiner eigenen Willensanstrengung hin, wenn es um die großen Seins-Fragen unseres Lebens geht. Wenn unser Planen, Denken, Wünschen, Hoffen scheitert, dann sitzen wir vor dem scheinbaren Scherbenhaufen unserer eigenen Engstirnigkeit. Unser willentliches Erzwingen scheitert und lässt uns ratlos zurück.
Das LEBEN lebt uns. Erdachte, eindimensionale Ursache-Wirkungszuammenhänge wirken in unserer komplexen Welt hilflos. Nur wo wir ganzheitlich Erfassen, Gesamtsituationen würdigen, Abhängigkeiten anerkennen und Eingebundensein erkennen können, kann sich unsere Kontrolle, Enge und Angst lösen. Oder mit den Worten Jean Gebsers, „Menschen glauben zu leben und haben noch nicht einmal bemerkt, dass sie gar nicht sind."
In diesem Seminar geht es nicht ums Machen, Lösen, Verändern oder Überwinden. Es geht um eine Haltung in Einklang zu kommen mit dem Sein des Lebens, wie es uns zugedacht ist. Es geht nicht um das Ziel. Es geht um unsere Wandlung. Es geht, wie Jean Gebser sagt, nicht um ein Erreichen, sondern um ein Zusammenfassen der gegebenen und immer zerstreuten Kräfte zum Positiven. Es geht nicht um Kausalität, da alles Wesentliche gegeben ist und nur sichtbar gemacht werden muss. Wir lassen uns finden, von dieser Haltung, damit sich in uns etwas wandeln kann zum Einklang.
In diesem Seminar wollen wir achtsam schauen, welche Wirklichkeit uns erscheint, wenn wir uns unseren Themen und Fragen mit Ernsthaftigkeit stellen. Wir wollen gemeinsam sehen, welche Lebensbereiche mit berücksichtigt werden müssen, wenn das Gewebe unseres Lebens sinnstiftend gelebt werden will. Wir versuchen zu ergründen, welcher inneren, prägenden Ein-Seitig-keit wir immer wieder aufsitzen und erliegen. Wir versuchen, die verstreut liegenden Anteile in Verbindung zu bringen, damit etwas in uns heil, ganz, integriert werden kann. Und wir versuchen die Zeit zu verstehen, die unserem So-Sein ihre eigene Dynamik auferlegt und uns in Lebensvollzüge zwingt, die vielleicht viel mit kollektiven Entwicklungen zu tun haben.